KAI

Langeweile als Instrument zur produktiven Kompetenzentwicklung

Langeweile als Instrument zur produktiven Kompetenzentwicklung

Zat Rana schreibt in seinem Post „The Most Important Skill Nobody Taught You“ (medium.com, 16.07.2018) über eine Fähigkeit, die Menschen zum Lernen bitter nötig haben: Langeweile. Da wir verlernt haben, Langeweile zu ertragen, ist seiner Ansicht nach die Fähigkeit verloren gegangen, außerhalb der eigenen kleinen Arbeits-/ Lebens-Umgebung und Welt zu denken und neue Ideen zu entwickeln. Doch spielt seiner Ansicht Kompetenzentwicklung zur Langeweile eine große Rolle, wenn man dies als Ansatz für mehr Innovation und Produktivität betrachtet.

Ergo: Je stärker die Welt durch Social Media, Facebook und Twitter vernetzt wird, desto weniger sind wir in der Lage, zu lernen. Der Schlüssel liegt also im Lern-Setup, das möglichst von dieser „always-on“ Welt zu entkoppeln wäre – so Zat Rana. Sind wir dann entkoppelt, können die Ideen fließen und Menschen sind in der Lage, Stimulation zu entwickeln – Stimulation verstanden als Fähigkeit zur Innovierung. Mit gutem Lern-Setup entkommen wir also der Welt des egozentrierten Instagram-Posting.

Stimmt das nun alles so? Was sich als eher gesellschaftsphilosophischer Beitrag ließt entpuppt sich tatsächlich schnell als eine interessante Anregung zur Gestaltung betrieblicher Lernstrukturen. Wenn heute viel über Entschleunigung, Achtsamkeit  und Digital-Detox geredet wird (was oft esoterisch besetzt ist) so fehlt sehr häufig der Bezug zur „rational“ geprägten Entscheidungswelt der Betriebe und Unternehmen. .

Übersetzt man aber nun „Langeweile“ auf Ebene der Lernstrukturen und Kompetenzentwicklung, so kommt man sehr schnell auf die Frage, was eigentlich eine gute Lernumgebung ausmacht. Alles reden zwar von der VUCA-Welt und von der notwendigen Innovationskraft, um als Betrieb zu bestehen. Wie aber aus einer Lernsicht tatsächlich innovativ und inspirativ gelernt werden kann, wird oftmals zu wenig reflektiert. Um mit Zat Rana zu sprechen: die Kreativität im Unternehmen ist also einer Frage, bewusst Räume der Langeweile zu schaffen.

Weniger Stress, weniger Informationen und weniger Störung und mehr Konzentration auf sich und seine Interessen. Dazu gehört es, beim Arbeitnehmer neue Fähigkeiten zu entwickeln, mit dieser Langeweile umzugehen. Es geht also bewusst darum, die Ruhe zu schaffen, um auf neue Ideen zu kommen. Nichts Neues, wenn man sich mit den Umgebungen beschäftigt, in denen Kreativität zum Beispiel bei Künstlern oder Schriftstellern beschäftigt.

Für Unternehmen ist dieser Gedanke der aktiven Gestaltung von Freiräumen zur inspirativen Langeweile aber sicher interessant. Oder man folgt einfach dem Zitat von Blaise Pascap aus seinem Buch „Pensees„:

All of humanity’s problems stem from man’s inability to sit quietly in a room alone.” 

Link zum Medium-Artikel

 

 

 

Auf Social Media folgen

Email-Updates

Newsletter und Updates zu digitaler Strategie in die Inbox.

Weitere beiträge

Unternehmenskultur ist heute kein Thema mehr

In meinem letzten Video für den Grundlagenkurs der Betriebswirtschaftslehre und Organisationsforschung an der HTW habe ich mal wieder die Theorien von Edgar Schein zur Unternehmenskultur diskutiert.