ChatGPT im HR: Frische Einblicke zur hybriden Intelligenz im HR durch neue Studie

Digitale HR-Zukunft: ChatGPT im Personalmanagement

ChatGPT unterstützt das HR-Management bei effizienten Prozessen und setzt neue Maßstäbe für die Zukunft der Arbeit.

In aller Kürze:

  • HTW Berlin erforscht ChatGPTs Einsatz im HR, mit 51 HR-Fachkräften teilnehmend. Studienfokus: Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT in Arbeitsrecht, Personalgewinnung, Gehaltsfindung

  • Ziel: Effektivität von Mensch-KI-Hybridteams vs. reine Menschenteams zu evaluieren, Teilnehmer in zwei Gruppen: eine nutzt ChatGPT, die andere traditionelle Ressourcen

  • Unterschiede bei Bearbeitungszeiten: ChatGPT-Gruppe schneller, durchschnittlich 17 Minuten und 35 Sekunden vs. 19 Minuten und 5 Sekunden der Kontrollgruppe

  • Herausforderungen: Qualitätsbewertung offenbart KI-Grenzen, speziell im Arbeitsrecht

  • Studie zeigt Zeitersparnis durch KI, jedoch Qualitätseinbußen bei komplexen Rechts- und Fachfragen


Alle reden über ChatGPT, und doch weiß keiner so richtig, was passiert, wenn man die Welt des HR mit einer KI kreuzt, oder? Genau das wollten wir herausfinden. In einem Projekt begaben wir uns auf den Weg durch den Dschungel der aktuellen Fragen rund um den Einsatz von ChatGPT im Human Resource Management. Es gibt aktuell viele Annahmen bezüglich der Frage, ob ChatGPT wirklich einen Mehrwert bietet – oder eben nicht.

Zeit also, dass wir dazu einige Daten erheben.

Der Ausgangspunkt

Unser Forschungsteam untersuchte, ob menschliche Expertise mit der künstlichen Intelligenz von ChatGPT im HR-Management einen Vorteil bringt. Mit 51 Fachpersonen an Bord, die alle aus dem Personalwesen kommen, führten wir Experimente durch. Unser Ziel: herauszufinden, ob die Kombination aus menschlicher Erfahrung und ChatGPTs Algorithmen in den Schlüsselbereichen des HR – Arbeitsrecht, Personalgewinnung und Gehaltsfindung – traditionelle Methoden nicht nur ergänzen, sondern auch übertreffen kann.

Das Experiment: Mensch gegen Maschine

Drei knifflige Herausforderungen warteten auf die Teilnehmenden: Erstens, komplexe arbeitsrechtliche Fragestellungen, die nicht nur Sachkenntnis, sondern auch ein tiefes Verständnis der rechtlichen Nuancen erforderten. Zweitens, das Entwerfen von Stellenausschreibungen, die nicht nur fachlich überzeugen, sondern auch die einzigartige Unternehmenskultur widerspiegeln sollten. Und drittens, die Gestaltung von Gehaltsstrukturen, die Fairness mit Finesse verbinden – ein wahrlich delikates Unterfangen. Um einen fairen und standardisierten Vergleich zu ermöglichen, wurden alle Aufgaben im Vorfeld sorgfältig normiert.

Die Teilnehmer wurden in zwei Lager aufgeteilt: die einen, ausgestattet mit ChatGPT, und die anderen, die sich auf herkömmliche HR-Ressourcen verlassen mussten. Als Testumgebung diente das fiktive Unternehmen InnoVision Tech AG, ein idealer Schauplatz, um Effizienz und Qualität unserer HR-Helden gleichermaßen auf die Probe zu stellen.


Die Ergebnisse – Ein gemischtes Bild

Bei der Schnelligkeit hatten die Teams, die ChatGPT nutzten, die Nase vorn. Sie erledigten ihre Aufgaben im Durchschnitt in 17 Minuten und 35 Sekunden, während die Kontrollgruppe, die ohne KI-Unterstützung arbeitete, 19 Minuten und 5 Sekunden benötigte. Dieser Vorsprung trat besonders im Bereich Recruiting und bei der Gestaltung von Gehaltsstrukturen zutage, wo die Zeitersparnis signifikant war.

Beim Thema Qualität ergab sich jedoch ein nuancierteres Bild. Die durchschnittliche Qualitätsbewertung der mit ChatGPT arbeitenden Gruppe erreichte 2,41 Punkte, was im Vergleich zu den 3,27 Punkten der Kontrollgruppe zeigt, dass noch Raum für Verbesserungen besteht. Insbesondere im komplexen Feld des Arbeitsrechts trafen wir auf die Grenzen der KI. Die Herausforderung lag hier vor allem in der Notwendigkeit einer aktuellen und präzisen Interpretation von Rechtsnormen – ein Bereich, in dem die feinen Nuancen und tieferen Verständnisebenen, die für menschliche Experten charakteristisch sind, besonders gefragt sind.

Auszug aus der Studie: Visualisierung Ergebnisse der Experimentalgruppe (2023)

Was ist im HR nun besser, ChatGPT oder Mensch?

Nun, die Studie zeigt, dass ChatGPT im HR-Bereich durchaus beeindruckende Potenziale bietet, insbesondere was die Effizienz betrifft. Doch wenn es um die Tiefe und Qualität der Ergebnisse geht, bleibt die menschliche Expertise unersetzlich. Ein spannender Ansatz ist die hybride Intelligenz, die das Beste aus beiden Welten vereint – die Geschwindigkeit und Datenverarbeitungskapazität von KI mit der Intuition und Erfahrung des Menschen.

Durch die Integration von KI wie ChatGPT können wir Routineaufgaben beschleunigen und gleichzeitig Raum für die menschliche Kreativität und strategische Entscheidungsfindung schaffen. Es geht nicht darum, den Menschen zu ersetzen, sondern vielmehr darum, die Synergien zwischen Mensch und Maschine zu maximieren.

Die hybride Intelligenz im HR könnte die Art und Weise, wie wir über Talentakquise, Mitarbeiterentwicklung, Leistungsbeurteilungen und viele andere Aspekte des Personalwesens denken, revolutionieren. Stellen Sie sich vor, KI könnte nicht nur dabei helfen, die besten Talente zu identifizieren, sondern auch individuelle Entwicklungspläne auf der Grundlage von Big-Data-Analysen erstellen. Oder denken Sie an die Möglichkeit, komplexe arbeitsrechtliche Fragen mit einer Präzision zu klären, die durch die kombinierte Expertise von Mensch und KI erreicht wird.

Dies sind wohl gemerkt erst Erkenntnisse – bieten uns aber eine gute Grundlage für weiterführende Forschungen und praktische Anwendungen, wie das HR-Management durch KI auf ein neues Level gehoben werden kann. Die nächste Phase unserer Forschung wird sich darauf konzentrieren, wie wir diese Technologien am besten implementieren und anpassen können, um den größtmöglichen Nutzen für Organisationen und ihre Mitarbeiter zu erzielen.Wir haben Neuland betreten – und das ist erst der Anfang der schönen neuen Welt der KI im HR.

Prof. Dr. Kai Reinhardt

Professor für Betriebswirtschaft, Personal und Organisation

https://www.kaireinhardt.de
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